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Fürsten im Kaiserreich: Erfinder und Exzentriker, Visionäre und Verrückte

Im Deutschen Kaiserreich waren dutzende Herrscher auf den Silber- und Goldmünzen vertreten. Doch welche Menschen verbergen sich hinter den abgebildeten Monarchen? Während in Münzkatalogen und Geschichtsbüchern meist nur biographische Daten in Kürze zu finden sind, lohnt ein Blick auf die Geschichten rund um die gekrönten Häupter, der in Heft 03/2017 der Zeitschrift „Münzen&Sammeln“ erschienen ist.

Die deutschen Bundesfürsten boten viele wissenswerte Beispiele menschlicher Höhen und Tiefen. Sie hatten ausgefallene Hobbies, waren entweder irre oder erfindungsreich, manche auch durchtrieben und viele schöngeistig. Allen voran Kaiser Wilhelm II. gilt als einer der größten Exzentriker unter den Monarchen, er soll an manchen Tagen gleich mehrfach die Paradeuniform gewechselt und ein begnadeter Jäger gewesen sein – solange man ihn das Wild wehrlos vor die Flinte trieb.

Doch Wilhelm II. war nicht der einzige Monarch im Deutschen Kaiserreich, der heutzutage zum Staunen einlädt. Karl, König von Württemberg (1864-1891) lebte offen homosexuell in einer erzkonservativen Zeit, als gleichgeschlechtliche Liebe noch als Krankheit galt. Karl trat mit seinem männlichen Partner jedoch regelmäßig gemeinsam in der Öffentlichkeit auf, das Paar war als Zeichen der Verbundenheit sogar im „Partnerlook“ unterwegs. Auch der Nachfolger von Karl fiel durch einen unkonventionellen und durchaus liebenswerten Charakter auf: Wilhelm II, König von Württemberg (1891 – 1918), ging regelmäßig in der Stuttgarter Innenstadt spazieren und mischte sich unters Volk, anreden ließ er sich mit einem einfachen „Grüß Gott, Herr König“ und zog zur Erwiderung höflich seinen Hut

Einige Herrscher, die in dem Artikel für die Leser von „Münzen&Sammeln“ beschrieben werden, fielen durch besondere Kreativität auf. Sie waren ihrer Zeit weit voraus, so beispielsweise Leopold, Fürst zur Lippe (1905 – 1918). Seine Fürst-Leopold-Verwaltungsakademie war eine der ersten Fachhochschulen auf deutschem Boden und gleichzeitig eine innovative Umschulungsmaßnahme: Kriegsversehrte Offiziere sollten zu Kommunalbeamten weitergebildet werden. Es gab also in der kaiserlichen Provinz einiges zu entdecken – nicht nur im Lipperland: Günther Viktor, Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt (1890-1918) galt als zurückgezogener Zeitgenosse – und das, was er im stillen Kämmerlein tat, wurde leider erst lange nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Unzählige Aktmalereien, welche Prinzessin Anna Luise zeigen, detailverliebt und nach Einschätzung von Kunstkennern handwerklich hochprofessionell gestaltet.

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Sebastian Wieschowski
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