Kaum erscheint eine neue deutsche Gedenkmünze, beginnt das Ritual von Neuem: In Onlineforen wird geschimpft, gelacht und analysiert, während wir Journalisten mit spitzer Feder die Entscheidungen aus dem Bundesfinanzministerium und dem Bundesverwaltungsamt sezieren. Der Adler zu dick, die Wertseite zu lieblos, die Auswahl der Persönlichkeiten in der neuen Serie „Prägende Frauen“ zu beliebig, zu plakativ, zu unübersichtlich – es gibt immer etwas zu beanstanden. Und, seien wir ehrlich, wir haben großen Spaß daran. Denn was wäre die Numismatik ohne Diskussionen über Design, Prägequalität und Themenwahl?
Doch so sehr wir uns über so manche Entscheidung wundern, sollten wir eines nicht vergessen: Die verantwortlichen Institutionen arbeiten unter Zwängen, die wir oft nur erahnen können. Ein Gedenkmünzenprogramm muss politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Anforderungen genügen, dabei eine breite Käuferschaft ansprechen und dann auch noch finanzierbar bleiben. Dass am Ende nicht jede Münze ein numismatisches Meisterwerk ist, liegt in der Natur der Sache. Aber gibt es überhaupt ein objektiv „richtiges“ oder „falsches“ Münzdesign?
Falsch wäre es nur, das deutsche Gedenkmünzenprogramm einfach stumpf hinzunehmen. Wer resigniert oder sich abwendet, trägt zur Gleichgültigkeit bei – und genau das kann unser Hobby nicht gebrauchen. Leidenschaft lebt von Reibung, und ohne die kritischen Stimmen der Sammler wäre das Thema bald tot. Wenn niemand mehr die Entscheidungen hinterfragt, verkommt das Münzprogramm zu einem reinen Verwaltungsakt, dem jegliche Seele fehlt.
Deshalb ist jede Debatte – so hitzig sie auch geführt wird – eigentlich ein gutes Zeichen. Sie zeigt, dass Münzen immer noch Menschen bewegen, dass sie Emotionen wecken und dass uns dieses Hobby noch am Herzen liegt. Vielleicht sollten wir also dankbar sein, dass wir uns so schön über neue Prägungen aufregen können. Denn letztlich ist es diese Begeisterung, die das Sammeln am Leben hält. Deshalb: Fühlen Sie sich nicht schlecht, wenn Sie sich das nächste Mal über Münzen aufregen!