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Münzenbörse “Coinex” in London: “Brexit” sorgt für Unsicherheit bei Händlern

Eigentlich ging es um historische Raritäten, doch ein Thema war omnipräsent während der diesjährigen “Coinex”-Münzenmesse in London: Der “Brexit”, also der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, beschäftigt auch die britischen Münzenhändler. Sie sind gegenüber Gästen aus dem Ausland betont freundlich und herzlich, doch viele machen deutlich: Vor dem 29. März 2019 wollen sie möglichst keine langfristigen Verpflichtungen in Europa eingehen. Die Sorge vor einem Absturz des britischen Pfunds infolge eines ungeregelten “Brexit” ist groß und könnte die Bilanz verhageln, wenn jetzt Deals für das neue Jahr in britischen Pfund abgeschlossen werden.

Beim Stöbern über die “Coinex”-Messe gibt es für deutsche Münzenfreunde neben dem bewährten Standardinventar durchaus ungewohnte Überraschungen zu entdecken: Die britische “Royal Mint”, also die offizielle Münzprägestätte des Vereinigten Königreiches, war mit einem Stand ihrer numismatischen Fachabteilung vertreten. Der Staat als Münzenhändler – was in Deutschland undenkbar scheint, ist in Großbritannien inzwischen völlig normal: Eine Abteilung der Royal Mint ist ausschließlich mit dem An- und Verkauf von historischen Münzen sowie der Echtheitsprüfung von eingereichten Sammlerstücken beschäftigt – in Großbritannien steht die “Royal Mint” somit im direkten Wettbewerb mit kommerziellen Grading-Anbietern wie “NGC” oder “PCGS”.

Eine numismatische Sensation „made in UK“ suchte man auf der „Coinex“ vergeblich: Die begehrten 10-Pence-Münzen der so genannten „Great British Coin Hunt“-Serie waren nur bei einzelnen Händlern in äußerst geringen Stückzahlen zu bekommen. Die Royal Mint hatte zuvor für Furore gesorgt, als sie eine Kursmünzenserie mit typisch britischen Motiven von „A“ bis „Z“ vorstellte – mit dem erklärten Ziel, die Briten spielerisch an das Münzensammeln heranzuführen. Doch die Idee hat einen kleinen Schönheitsfehler: Bislang sind kaum Münzen aus der innovativen Serie in Umlauf gekommen, von einer „Münzenjagd“ sind die Briten daher weit entfernt und die Serie ist bei Händlern derzeit nur mit starken Aufpreisen zu haben. Und selbst auf der „Coinex“-Messe gab es keine Möglichkeit, das britische Münzen-Alphabet zu vervollständigen. Viele Händler äußerten sich hinter vorgehaltener Hand verärgert über diese Ausgabepolitik und brachten die Hoffnung zum Ausdruck, dass die „Coin Hunt“ bald flächendeckend losgehen möge.

Für Sammler deutscher Münzen ist die Messe in Großbritannien durchaus ein guter Anlass, um ein Wochenende in der britischen Hauptstadt zu verbringen. Deutsche Münzen sucht man auf der “Coinex” vergebens, nur einzelne Exemplare sind in Weltmünzenalben zu finden. Stattdessen sind allerdings so manche britische Originale auf der Messe zu entdecken, die sich sichtlich über einen Plausch mit Gleichgesinnten aus dem Ausland freuen – so hatte beispielsweise der Buchhändler Douglas Saville eine Auswahl seiner historischen Münzliteratur aufgebaut, die Händlerorganisation hat ihm dafür extra ein paar Bücherregale bereit gestellt. Im schummrigen Licht wirkte sein Stand wie eine kleine Bücherstube – und während des Messetages entwickelte sich das Messe-Antiquariat zu einem beliebten Treffpunkt und große Geldscheine wechselten gegen Jahrhunderte alte Münzliteratur den Besitzer: „Knowledge is power“, Wissen ist Macht – dies antwortete, angesprochen auf seinen Kauf im Gegenwert von etwa 500 Euro, einer der Saville-Kunden völlig selbstverständlich. Offenbar mögen auch die britischen Sammler nicht auf ein gutes Buch und gedruckte Informationen verzichten – eine Erkenntnis, die der Vertreter einer deutschsprachigen Fachzeitschrift gern zurück nach Hause mitbringt.

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