Der Juni ist für mich traditionell die Zeit der langen Nächte und langen Excel-Tabellen – denn zur Jahresmitte laufen die Vorbereitungen für den „Leuchtturm-Eurokatalog“ auf Hochtouren. Daten und Bilder von neuen Münzen werden ergänzt, kleine Fehler korrigiert und Preise angepasst – und während ich mich durch die Daten grabe, komme ich ins Grübeln: Ist der Euro-Hype vorbei? Beim Luxus-Sammelgebiet der Monaco-Münzen gehen die Preise kontinuierlich zurück, Grace Kelly und die Festung auf dem Felsen (beide wurden im vergangenen Jahr noch über 3.000 Euro gehandelt) bewegen sich in Richtung der 2.000-Euro-Marke. Der Preis für die Hype-Münze des Jahres 2024 aus Zypern zur Euro-Einführung, die nur 7.000 mal geprägt wurde und zwischenzeitlich für über 1.500 Euro gehandelt wurde, ist inzwischen dreistellig. Viele Gedenkmünzen aus (teilweise ziemlich weit) zurückliegenden Jahrgängen sind bis heute in den Onlineshops der Prägestätten zum Ausgabepreis zu bekommen.
Die Entwicklung ist aus meiner Sicht keinesfalls überraschend – denn für meinen Geschmack übertreiben es die Euro-Länder allmählich mit ihrem Erfindungsreichtum an neuen Varianten und Sonderausgaben. Dass Finnland künftig nach altbewährtem Vorbild seines neuen Münzfabrikanten (hinter der „Helsinki Mint“ steckt die „Royal Dutch Mint“) seine 2-Euro-Münzen in zwei verschiedenen Coincards ausgibt – geschenkt! Dass finnische 2-Euro-Münzen in Rollen nur noch gegen Aufpreis direkt bei der Prägestätte zu bekommen sind, ist aus Sammlersicht schon etwas dreist – war der Sinn der Standardausführung von 2-Euro-Münzen nicht ursprünglich, dass sie in den Umlauf kommen?
Dazu kommen immer neue Varianten. Luxemburg gibt seine 2-Euro-Münzen dieses Jahr ebenfalls in zwei verschiedenen Coincards aus, eine davon mit einer Farbapplikation. Die PP-Münzen sollen neben „Polierte Platte Normal“ (eine Unterscheidung, die es bisher noch nicht gab) auch in „Reverse Proof“ erhältlich sein. Frankreich hat mit dieser neuen Prägetechnik gute Erfahrungen gemacht, der Marktwert der 2-Euro-Münzen hat sich gegenüber dem Ausgabepreis verdreifacht.
Eine gute Idee, findet auch San Marino und setzt diese Prägetechnik erstmals ein. Diese Münzen werden mit einer Auflage von nur 4.000 Stück geprägt und, was für ein Zufall, nicht direkt verkauft, sondern nur über den Münzhandel – aber sicher nicht zu dem offiziell festgelegten Ausgabepreis von 27 Euro. Es drohen neue Luftnummern wie zuletzt in Zypern. Und in meinen Ohren klingt ein alter Gassenhauer aus dem Jahr 1949: „Wer soll das bezahlen? Wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinkepinke? Wer hat so viel Geld?“, sang Jupp Schmitz damals – und wenn die Euro-Länder so weitermachen, könnte der feucht-fröhliche Schunkel-Song zur Hymne für die moderne Numismatik werden.