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Neues Allzeithoch bei Silber: Was Sie beim Verkauf beachten sollten!

Neues Allzeithoch bei Silber: Was Sie beim Verkauf beachten sollten!

Zusammenfassung

Der Silberpreis hat einen neuen Allzeit-Rekord in Euro aufgestellt. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat den „Coinosseur“ Sebastian Wieschowski dazu befragt.

Etwa 29.000 Tonnen Silber befinden sich in Form von Besteck, Geschirr, Münzen, Schmuck in deutschen Haushalten. Durch den enormen Preisanstieg des Silberpreises um 46 Prozent allein seit Jahresanfang dürfte das Interesse zunehmen, die Silbermünzen im Familienbesitz zu „versilbern“. Wie geht man dabei vor, wo verkauft man seriös zu einem ehrlichen Preis?

Nachdem der Preis für Edelmetalle in den letzten Jahren rapide angestiegen ist, schießen Ankaufsmöglichkeiten wie Pilze aus dem Boden. Es ist ratsam, ausschließlich bei langjährig am Markt aktiven Edelmetallhändlern oder bei Recycling-Dienstleistern sein Silber anzubieten. Nicht alle, aber viele Edelmetallhändler kaufen auch Schmelzsilber an, untersuchen die Ware auf Feinheit und nennen vor dem Ankauf den genauen und tagesaktuellen Preis.

Ganz wichtig: Der Preis, der gerade am Weltmarkt für Silber aufgerufen wird, ist nicht eins zu eins der Preis, den Verbraucher für ihr Silber bekommen. Es gibt immer einen leichten Abschlag für den Schmelzvorgang, allerdings sollte der Ankaufspreis nah am Weltmarktpreis liegen – ein paar Prozent Abschlag sind okay.

Um eine realistische Vorstellung vom Wert ihrer Silber-Schätze zu haben, sollten Verbraucher vor dem Verkauf selbst recherchieren: Welche Feinheit hat das Silber? Finde ich auf dem Besteck oder Geschirr einen Gegenstempel („Punze“)? Echtes Silberbesteck besteht meist aus einer Legierung mit 800, 835 oder 925 Promille Silber, wobei 925er Sterlingsilber die hochwertigste Variante ist. Unechtes Besteck erkennt man daran, dass es nur versilbert ist und statt einer Feingehaltszahl Bezeichnungen wie „90“, „100“ oder „EPNS“ trägt. Zudem entwickelt echtes Silber mit der Zeit eine dunkle Patina, während verchromtes Besteck dauerhaft hell glänzt und oft magnetisch ist.

Bekomme ich für Münzen den numismatischen Wert oder den Gegenwert in Silber? Falls es da Unterschiede gibt – woran lässt sich der festmachen?

Für Münzen erhalten Sie mindestens den Gegenwert in Silber – und dieser ist inzwischen bei den allermeisten Münzen höher als der Marktwert. Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Wahrscheinlichkeit eines hohen Sammlerwertes steigt mit dem Alter der Münzen und der Erhaltung. Wenn Sie Silbermünzen haben, die älter als hundert Jahre sind und die auffällig gut erhalten sind (also noch den natürlichen Glanz haben und möglichst wenig Kratzer), dann sollten Sie diese Münzen bei einem etablierten Münzenhändler schätzen lassen.
Viel wahrscheinlicher ist es allerdings, dass Sie solche Münzen finden, die massenhaft produziert wurden – beispielsweise Silbermünzen zu 5 und 10 Mark aus der Bundesrepublik oder 10 oder 20 Euro Gedenkmünzen aus den vergangenen Jahren. Diese sollten nicht zur Bundesbank gebracht werden, sondern im Edelmetallhandel als Schmelzsilber verwertet werden. Bei modernen Sammlermünzen und Medaillen gibt es nur in Ausnahmefällen einen Sammlerwert oberhalb des Metallwertes und der Verkauf kann sich aufwändig gestalten – Münzhändler kaufen solche Sammlermünzen nur mit einem deutlichen Abschlag an.

Sie schrieben mir, dass der Edelmetallhandel derzeit mit angebotenen Silbermünzen regelrecht überflutet würde. Kann sein, dass man mit der Begründung „zu viel Angebote“ abgewiesen wird? (was ja bei Gold nie der Fall ist, weil Gold wie Bargeld behandelt wird – oder?)

In Einzelfällen kann dies passieren, aber der Edelmetallhandel verkauft diese Münzen entweder direkt weiter oder lässt sie einschmelzen. Zudem ist es für den Edelmetallhandel sinnvoll, gebrauchte Silbermünzen anzukaufen, weil diese unter Anwendung der so genannten „Differenzbesteuerung“ weiterverkauft werden dürfen. Hierbei wird nur die Handelsspanne, also die Differenz zwischen Ankaufspreis und Verkaufspreis, mit der Mehrwertsteuer belegt und nicht der gesamte Kaufpreis der Münze. Bei einer gängigen Anlagemünze mit einem Gewicht von einer Unze ergibt sich hier ein Preisvorteil von circa 4 Euro. Aus diesem Grund sind „gebrauchte“ Münzen bei vielen Anlegern beliebt, weil es sich dabei schlicht um eine günstige Möglichkeit handelt, Silber zu kaufen.

Gibt es steigendes oder abnehmendes Interesse an Sammlermünzen?

Generell nimmt das Interesse an Sammlermünzen ab – nicht in dem Maße wie andere Sammelgebiete wie beispielsweise Briefmarken, aber die Auflagezahlen der deutschen Sammlermünzen sinken seit Jahren kontinuierlich. Dies liegt nicht nur an der Altersstruktur der Sammlergemeinde, sondern sicher auch an den steigenden Metallpreisen – Gedenkmünzen aus Gold und Silber sind in den letzten Jahren analog zum Edelmetallpreis stark gestiegen und immer mehr Sammler können und wollen sich diese Investition nicht mehr leisten, zumal sie mit Anlagemünzen besser bedient sind (diese lassen sich leichter weiterverkaufen).

Wo verkaufe ich Silberbesteck oder Geschirr?

Silberbesteck und Geschirr werden nicht von allen Edelmetallhändlern angekauft, weil es sich dabei oft um große Mengen handelt, die bewegt werden müssen. Tendenziell lässt sich sagen, dass diese Dienstleistung eher von kleineren und regional verwurzelten Edelmetallhändlern oder Scheideanstalten angeboten wird. Die großen Namen der Branche haben ihr Sortiment stark vereinfacht und bieten zwar den Altgoldankauf an, der Altsilberankauf ist jedoch nicht so weit verbreitet. Dennoch gibt es bei kleineren Edelmetallhändlern oder Scheideanstalten genug Auswahl und auch konkurrenzfähige Angebote.

Wie kommt es, dass zwischen den Händlern Preisunterschiede gibt?

Der Edelmetallhandel ist ein Geschäft mit sehr geringen Marken – an einer Goldmünze, die für 3.000 Euro verkauft wird, verdienen große Händler lediglich 1 bis 2 Prozent und müssen davon die nicht unerheblichen Personalkosten sowie die Miete ihrer Niederlassungen tragen, außerdem die Kosten für Logistik und den Schmelzvorgang. Es gibt viele Edelmetallhändler in Deutschland, die sehr effizient aufgestellt sind oder mit einzelnen Scheideanstalten eng zusammenarbeiten und deshalb besonders günstige Ankaufspreise anbieten können.

Muss ich für Verkäufe Steuern (Gewinn) zahlen, werde ich registriert?

Grundsätzlich sind Gewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften nach § 23 Einkommensteuergesetz (EStG) steuerfrei, wenn zwischen Kauf und Verkauf mehr als ein Jahr liegt. Diese sogenannte Spekulationsfrist gilt sowohl für Silbermünzen als auch für Silberbarren. Entscheidend ist die tatsächliche Haltedauer, nicht das Kalenderjahr. Wer also Silber als langfristige Wertanlage kauft, kann mögliche Gewinne nach Ablauf von zwölf Monaten steuerfrei vereinnahmen.

Erfolgt der Verkauf dagegen innerhalb eines Jahres, ist der Gewinn steuerpflichtig. Die Berechnung erfolgt auf Basis der Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis abzüglich etwaiger Nebenkosten. Für private Verkäufe gilt eine Freigrenze von 600 Euro pro Kalenderjahr. Wird diese überschritten, ist der gesamte Gewinn steuerpflichtig und in der Einkommensteuererklärung anzugeben. Bei Gewinnen unterhalb dieser Grenze bleibt der Verkauf steuerfrei.

Eine automatische Weitergabe an das Finanzamt erfolgt beim Handel mit physischem Silber nicht. Händler sind jedoch verpflichtet, ab einem Bargeldgeschäft von mehr als 2.000 Euro die Personalien des Käufers aufzunehmen, um den Vorgaben des Geldwäschegesetzes zu entsprechen. Diese Daten bleiben beim Händler und werden nicht an das Finanzamt übermittelt, solange kein Verdacht auf Geldwäsche besteht. Käufe unterhalb dieser Schwelle können weiterhin anonym erfolgen. Anonyme Verkäufe sind nicht möglich.

Ist es zu spät, um jetzt in Silber zu investieren?

Die wenigsten Experten haben damit gerechnet, dass der Silberpreis in so kurzer Zeit auf 40 Euro bzw. fast 50 US-Dollar pro Feinunze steigt. Die aktuellen Prognosen sehen noch weiteren Raum bis etwa 60 US-Dollar. Silber ist im Gegensatz zu Gold stärker in der Industrie gefragt. Wenn es hier zu einem wirtschaftlichen Abschwung kommt, würde sich dies negativ auf Silber auswirken und generell ist Silber „volatiler“ als Gold – es neigt also zu stärkeren Ausschlägen nach oben und unten. Positiv für die weitere Entwicklung ist, dass seit Jahren ein Angebotsdefizit für Silber besteht und dass das Metall kaum in der Industrie substituiert werden kann. Man kann versuchen, den Einsatz von Silber beispielsweise in der Photovoltaik zu reduzieren, ganz ersetzen wird man es jedoch nicht können. Deshalb sind die meisten Analysten für die weitere Silberpreisentwicklung eher positiv gestimmt. Allerdings ist Silber in sehr kurzer Zeit fast parabolisch angestiegen – eine solche Entwicklung ist in der historischen Entwicklung beispiellos und die Gefahr von Rückschlägen ist vorhanden.

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