Kursmünzensätze aus Belgien, den Niederlanden und Japan (und in diesem Jahr auch aus Finnland und der Schweiz), die alljährliche Panda-Medaille, der Berlin-Kookaburra, neuerdings auch eine deutsche Coincard mit Künstlersignatur – Schatzsucher haben jedes Jahr alle Hände voll zu tun. Allerdings sind die ersten Minuten entscheidend, um sich die begehrten Produkte zu liefern, die zu Preisen um 15 bis 30 Euro verkauft werden und noch während der Messe zu Preisen von 100 bis 200 Euro gehandelt werden.
Falls Sie sich wundern, warum sie auch in diesem Jahr beim Goldrausch leer ausgegangen sind, kommt hier für Sie der ultimative 5-Schritte-Survival-Guide. Denn wer eine der heiß begehrten Messeausgaben ergattern will, braucht Strategie, Geduld und eine gewisse Skrupellosigkeit.
Strategie 1: Kumpels in der Schlange haben
Allein auf einer Münzmesse? Ein Anfängerfehler! Wer vorne stehen will, sollte sich rechtzeitig Verbündete suchen. Ein guter Mix aus geduldigen Rentnern (für den moralischen Rückhalt) und rücksichtslosen Teenagern (fürs taktische Vordrängeln) ist ideal. So kann man entspannt mit einem Kaffee rumstehen, während sich der Rest die Beine in den Bauch steht – und wenn es losgeht, einfach dazustoßen: „Ach, da seid ihr ja! Ich war nur kurz… äh… Wasser holen.“ Wahlweise kann man natürlich auch seine ganze Familie mitbringen und in der Schlange platzieren – so bekommt der informelle Beiname „Familientreffen“ für die World Money Fair eine ganz besondere Bedeutung.
Strategie 2: Zehn Minuten neben der Schlange stehen
Wenn der direkte Einstieg in die Schlange zu auffällig ist, hilft die klassische Unschuldstaktik: Man stellt sich scheinbar ahnungslos neben die Wartenden, blickt interessiert ins Leere und wartet auf den entscheidenden Moment. Sobald die Türen öffnen, folgt die berühmte „Ach, hier ist die Schlange? Na dann…“-Bewegung, bei der man sich dezent in die Lücke schiebt. Wichtig: Immer ein fragendes Gesicht machen – so sieht es weniger geplant aus. Und wer schon seit zehn Minuten in der Periphere herumsteht, fällt nicht dumm auf, wenn er plötzlich mitten in der Schlange wieder auftaucht.
Strategie 3: Wenn es losgeht, im Getümmel reinschlängeln
Die Regel Nummer eins im Münzmesse-Getümmel: Physik ist dein Freund. Menschenmassen haben eine Eigendynamik – wer sich clever mit der Welle treiben lässt, kann sich unauffällig von der Seite hineinschlängeln, während sich diejenigen, die stundenlang gewartet haben, im Tunnelblick wie wild nach vorn drücken – und während die Security, sofern vorhanden, mit den Dreisten am Eingang beschäftigt sind. Pro-Tipp: Eine leichte Vorwärtsbewegung mit entschuldigendem Schulterzucken hilft dabei, sich durch die Menge zu navigieren.
Strategie: 4. Mit Kindern kommen (Mitleidsfaktor!)
Es gibt drei magische Worte auf Münzmessen: „Mein Kind sammelt…“. Das öffnet Türen, Herzen und manchmal sogar Ausgabetresen. Wer keine eigenen Kinder hat, kann notfalls die Nichte, den Nachbarsjungen oder eine geliehene Playmobil-Figur im Tragegurt präsentieren. Wichtig: Das Kind sollte wenigstens ansatzweise Interesse zeigen (Bestechung mit Gummibärchen hilft).
Strategie 5: Münzpass auffüllen – und wenn man schon mal da ist …
Viele Messestände haben clevere Mechanismen, um den Ansturm zu regulieren – aber sie unterschätzen die List der Sammler. Wenn Münzpass-Ausgabe und limitierte Messeprodukte nah beieinander liegen, gibt es eine einfache Strategie: Man stellt sich scheinbar nur für den Münzpass an, tut überrascht, dass man ja zufällig auch an den Messeprodukten interessiert ist, und schwupps – steht man schon da, wo man eigentlich hinwollte.
Daneben gibt es noch weitere Strategien – doch bei allem Frust oder Amusement über die alljährliche Raritätenjagd sollten wir nüchtern bleiben: Die seltenen Messe-Raritäten sind das Salz in der Suppe einer jeden Sammler-Veranstaltung und es ist nur menschlich, etwas besitzen zu wollen, was nur wenige Sammler besitzen können. Doch wer keinen Herzinfarkt beim Drängeln und Schubsen riskieren will, wird mit dieser Lücke in der Sammlung leben können. Oder mit etwas Geduld sind die Top-Raritäten, die direkt nach der Messe noch für 200 Euro gehandelt werden, ein paar Wochen später schon für 100 Euro zu haben. Denn die Event-Produkte haben seit Jahren eine verlässliche Konjunktur – und die belohnt ganz eindeutig die Geduldigen.